Wie es aussieht, steht Weltbild vor dem Aus. Wer beobachtet hat, was in den letzten Monaten um den Verlag herum in die Presse kam, ließ dieses Schicksal bereits als wahrscheinlich erscheinen, dennoch las ich die Meldung gerade mit etwas Überraschung.
Warum die Überraschung? Weil ich nicht erwartet habe, dass man dem Verlag die Gelder streicht, sondern eher damit, dass man versuchen würde, ihn zu verkaufen.
Kataloge aus dem vergangenen Jahrtausend
Dass der Verlag immer noch mit einem veralteten Geschäftsmodell arbeitet hat ihm bislang sicher nicht geholfen. Statt auf ein ordentliches Onlinegeschäft umzusteigen und sich anzusehen, wie andere es machen (vor allem Konkurrent Amazon) hätte geholfen. Stattdessen werden noch immer Kataloge verschickt, selbst an Leute, die lange nichts gekauft haben. Mich zum Beispiel, bzw. meine Eltern, weil ich vor über einem Dutzend Jahren (noch im letzten Jahrtausend) mal etwas bestellt habe. Ich habe die letzten Jahre nicht mehr gefragt, ob der Katalog noch immer kommt, aber vor drei vier Jahren kann ich garantieren, dass noch immer ein Katalog an die Adresse meiner Eltern geschickt wurde – obwohl ich seit dieser ersten Bestellung nie wieder etwas bestellt habe.
Sonderlich gewinnbringend ist das nicht. Ganz im Gegenteil, ich vermute, dass der Verlag an mir mittlerweile Verlust gemacht hat, so groß war die Bestellung damals nämlich nicht.
Scheinheiligkeit als Geschäftsmodell
Ebenfalls nicht geholfen haben dürfte das Modell, keine Produkte zu führen, die nicht “kirchenrein” sind. Außer natürlich, man erwartete riesige Gewinne. Bestes Beispiel dafür: 50 Shades of Grey. Das wollte man ursprünglich nicht führen, weil es zu “versaut/schmutzig” war. Dann machten alle anderen Händler riesige Gewinne damit – und schwups war es um die eigenen Wertvorstellungen geschehen.
Hierbei handelt es sich nicht um den einzigen solchen Fall, aber sicher den derzeit bekanntesten. Oder habt ihr schonmal ein Buch von einem prominenten Autor dort nicht bekommen?
Verkauf als Hoffnung
Es bleibt zu hoffen, dass jemand der Verlag kauft und ihn saniert. Kataloge einstellen, die kirchlichen “Wertvorstellungen” vollends kippen und ein ordentliches Onlinegeschäft starten, dass es mit der Konkurrenz aufnehmen kann. Dann kann Weltbild auch überleben.
Es wäre schade, wenn die Verlags- und Buchhandelswelt ihr zweitgrößtes Mitglied verlieren würde.