Zumindest scheint man diese Ansicht bei Lovelybooks zu vertreten, von denen ich heute die Antwortmail auf meine Anfrage zur Teilnahme am Autorenprogramm bekommen habe.
Die Gründe dafür sind eine Beleidigung für jeden Indie-Autoren. Dort heißt es zum Beispiel:
Wir nehmen in das Autorenprogramm im Moment nur Autoren auf, die für ihre Buchveröffentlichung nichts bezahlen mussten und deren Bücher gewisse Mindestanforderungen erfüllen.
Bist du ein Indie-Autor erfüllen deine Bücher schonmal keine Mindestanforderungen. Generell. Aber damit nicht genug, man listet die Gründe auch gleich auf, schön von oben herab.
Dies geschieht im Interesse der Leser und stellt sicher, dass die beworbenen Bücher auf Lovelybooks die Leser nicht verärgern, weil z. B. kein Lektorat in Anspruch genommen wurde.
Indie-Autoren lektorieren also alle nicht? Und Verlage lektorieren immer und sauber? Waren die Leute von Lovelybooks in den letzten Jahren mal in einem Buchladen und haben sich so manche Verlagsmachwerke aus dem Regal genommen? So einiges, was da verkauft wird, ist ein Musterbeispiel dafür, wie man den Duden geschickt ignoriert.
Sollte damit schon Schluss sein? Weit gefehlt! Es wird auch gleich unterstellt, dass Indie-Autoren prinzipiell schlechte Bücher abliefern würden.
[…] eine Veröffentlichung in einem solchen Verlag zeigt auch, dass das Buch mehrere Mitarbeiter des Verlags so überzeugt hat
Dass man offenbar aber nicht mal einen Blick auf die Autoren und Werke wirft, die man ablehnt, zeigt dieser schöne “Grund.”
Autoren, die ausschließlich bei Druckkostenzuschussverlagen veröffentlichen, können wir aber grundsätzlich nicht aufnehmen.
Ich würde Druckkostenzuschussverlage nicht mal mit der Kneifzange und in einem Raumanzug anfassen.
Aber natürlich meint man das alles nicht so und man arbeitet am Problem und überhaupt… Daher bot man mir auch gleich an, dass ich einen Autorenaccount bekommen würde, wenn ich über eine bestimmte self-publishing Plattform veröffentlichen und genug Bücher verkaufen würde und man würde ja an mehr Kooperationen arbeiten.
Autoren, die bei […] veröffentlichen und die bereits in einem relevanten Umfang ihre Bücher verkaufen, bekommen auf Wunsch bei Lovelybooks automatisch den Autoren Status.
Ich muss also nur bei dieser einen Plattform sein und genug verkaufen, dann sind alle Bedenken, die es angeblich ja nur wegen der Qualität gibt, verschwunden. Klingt logisch? Ja, aber nicht, wenn es wirklich um die Qualität der Werke gehen würde.
Daher betrachte ich die Antwort von Lovelybooks jetzt als das, was sie ist: Eine absichtliche Beleidigung an alle Indie-Autoren. Hinzu kommt ja noch, dass ich sogar für einen Verlag schreibe. Es ist halt nur ein kein deutscher sondern ein US-Verlag. Ich will an dieser Stelle aber mal nicht unterstellen, dass man annimmt, ausländische Verlage wären alle schlecht – ich schiebe es einfach auf die Tatsache, dass man Indie-Autoren scheiße findet und sich dann gar nicht mehr weiter informiert, ob jemand vielleicht auch im Ausland für einen Verlag schreibt.
Jepp, komisches Geschäftsgebaren. Ich bin dort auch nur “genommen” worden, weil ich per Mail darlegen konnte, dass mein Shadowrun-Roman (Flammenmeer) und mein Endzeit-Roman (Froststurm) bei Verlagen veröffentlicht wurden, die keine Druckkostenzuschussverlage sind.
Tja, SP ist in Deutschland leider noch nicht so angesehen, wie in anderen Ländern.
Ich hätte vermutlich meine Battletech-Veröffentlichungen als Verlagswerke anführen können. Aber ich habe gar kein Interesse Mitglied einer Plattform zu sein, die Indie-Autoren gegenüber derart beleidigend ist – und das auch noch mit absolut hanebüchenen Begründungen.
Meinen “normalen” Account habe ich daher dann auch direkt gelöscht.
Muss am Ende natürlich jeder für sich selbst entscheiden, aber ich bin bei solchen Dingen absolut kompromisslos.
Das gleiche Schlüsselerlebnis hatte ich gestern auch. Die wortgenaue Kopie trudelte als Antwort in mein Postfach. Im ersten Moment war ich fassungslos, wissen die doch weder etwas über meinen Werdegang, mein Handwerk noch über meine Bücher (von denen dennoch der bisher veröffentlichte erste Band bei ihnen zur Rezension gelistet ist).
Sie machen aber fröhlich Werbung für Buchreihen (ich nenne keine Namen), die von der Rechtschreibung, Grammatik, Interpunktion und den Tippfehlern her so grottig sind, dass meine Erstversionen dagegen lektoriert aussehen.
Ich bin da ebenso kompromisslos und habe auch meinen Leseaccount gelöscht.
Meine Meinung: lovelybooks wird von Verlagen und Buchvertrieben gesponsort. Und damit auch ihre verkalkte Einstellung zu Indie-Autoren.
Ja, es geht Lovelybooks eindeutig nicht um Qualität oder “zufriedene Mitglieder”, wie sie es ja nennen. Es geht darum, ein verkalktes Geschäftsmodell aus dem letzten Jahrtausend (eigentlich war es in dessen letzten Jahren schon nicht mehr brauchbar) am Leben zu erhalten.
Indies? Nur im Weg. Machen ihnen das Geschäft kaputt. Warum sonst würde man schließlich empfehlen, seine Bücher über eine bestimmte Plattform zu vertreiben, wenn es doch schließlich um die “Qualität” geht. Meine Bücher werden doch nicht besser oder schlechter, weil ich sie über Anbieter B anstelle von Anbieter A vertreibe. Stattdessen vermute ich einfach mal, dass die Einnahmen von Lovelybooks steigen, wenn ich zu Anbieter B wechseln würde.
Ist auch schön zu sehen, dass der Text einfach wortgleich wiederverwendet wird. Man hat sich eine schön beleidigende Textvorlage zurechtgelegt, um den Indies so richtig zu zeigen, wie scheiße man sie findet und jetzt benutzt man sie bis zum Erbrechen – und viele machen es auch noch mit. Lassen es sich gefallen. Warum eigentlich?
Ich habe das heute mal anrecherchiert.
lovelybooks gehört zur Holtzbrinck-Verlagsgruppe, bestehend aus renommierten Verlagen, die 2012 alle Nullrunden an Zahlen geschrieben haben (kann man auf der Homepage genauer nachsehen, wer alles dazugehört). Ich finde den anderen Link nicht mehr, aber in Bezug auf die diesjährige Frankfurter Buchmesse sagte ein Journalist, dass die jährliche 10% Zunahme an Indie-Büchern und deren Umsaätze die 10% seien, die den Verlagen immer mehr flöten gehen.
Kein Wunder, dass lovelybooks so auf Indie-Autoren reagiert. 😉
Tja… selbst Schuld. Statt auf die Indies zuzugehen und ihnen/uns eine ordentliche Plattform zu bieten, benimmt man sich wie ein bockiges kleines Kind. Stattdessen stellt Amazon sich hin und bietet etwas an. Createspace kann hier als Paradebeispiel herhalten. Wo ist das Konkurrenzangebot?
Siehe dazu auch: http://www.danielisberner.de/2013/08/der-deutsche-buchmarkt-und-das-21-jahrhundert-todfeinde/
Yep, und sie haben Angst vor uns.
Wenn nur 50% aller Indie-Autoren ihre Bücher für ein halbes Jahr zu 1€ verkaufen würden, gingen einige Verlage endgültig den Bach runter.
Verlage und Buchvertriebe, insbesondere Libri, sollten sich darüber klar sein, wer die Leser sind. Indie-Autoren stellen einen großen Teil der kleinen Gruppe der absoluten Vielleser. Diese können solidarisch sein und ausschließlich oder zumindest vorzugsweise Indie-Literatur lesen.
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