Ich hatte ja bereits an anderer Stelle gesagt, dass ich einen neueren Artikel dazu schreiben möchte – und jetzt mache ich das auch.
Da ich meine Bücher etwas weiter verbreiten wollte, hatte ich zuletzt nach Möglichkeiten gesucht, Die letzten Tage hin und wieder kostenlos anzubieten. Dabei wollte ich gerne den Weg über den Einzelhandel gehen, denn der eine oder andere bietet solche Sachen an. Dann habe ich aber in die AGBs geschaut.
Ich will jetzt gar nicht zu sehr ins Detail gehen, ich glaube die wenigsten meiner Leser interessieren sich für juristische Analysen, aber drücken wir es mal so aus: Verarschen kann ich mich auch alleine!
Es war allerdings nicht nur die juristische Seite, die mir das kalte Kotzen beschert hat, es waren auch die restlichen Bedingungen und Lügenmärchen, die da so drin standen.
Ich dürfte Die letzten Tage beispielsweise nicht mehr bei anderen Händlern anbieten, sondern müsste es, um es (für einen Tag) kostenlos über einen Einzelhändler vertreiben zu können, den Verkauf überall anders beenden. Selbst ein neuer Nachwort oder Vorwort, womit man die Buchpreisbindung umgehen kann, wäre hier nicht ausreichend.
Dazu sage ich: Nein, danke!
Jetzt fragt ihr euch sicher: Aber wo bleiben die Worte zum Kopierschutz? Hier sind sie:
Ebenfalls wurde mir DRM (Digital Rights Management) als der große Heilsbringer angepriesen. Damit könne ich mich vor illegalen Kopien schützen und es wäre allgemein der einzige Weg, überhaupt Geld zu verdienen. Es hätte nur Vorteile (die Behauptung, es gäbe überhaupt welche ist bereits eine Lüge). Kein Wort zu den Nachteilen.
Kein Wort dazu, dass der einzige Gelackmeierte der ehrliche Käufer ist, der das Buch nicht mal einem Freund leihen kann (ja, das hat man auch schon vor der Digitalisierung gemacht. Ich habe früher Unmengen an Büchern an Freunde verliehen). Der es nicht auf ein anderes Gerät portieren kann, weil er sich einen neuen eBook-Reader von einer anderen Firma geholt hat. Der das Buch womöglich einfach so vom Händler vom Gerät gelöscht bekommt (ja, solche Vorfälle gab es schon!).
Und die Verkaufzahlen? Die leiden doch angeblich darunter.
Nun, bei der Musikindustrie hat erst kürzliche eine Studie der EU (ja, der EU, ihr habt richtig gelesen) festgestellt, dass Tauschbörsen sogar den Verkauf ankurbeln. Schon allein die Tatsache, dass unbekannte Künstler dadurch weiter gestreut werden können, weil vielleicht niemand im Laden nach ihnen gesucht hätte – aber wenn das Werk gerade in der Liste an neuen Dateien ganz oben liegt, dann wird halt mal reingeschaut (kostet ja nichts)… und am Ende vielleicht sogar gekauft.
Und wenn es dann nicht gekauft wird? Ist dann nicht ein Schaden entstanden?
Das wollen uns die Hersteller von Kopierschutzmechanismen schließlich immer wieder erzählen. Aber denkt mal einen Moment darüber nach: Wo war der Schaden? Jemand, der nie vom Künstler gewusst hätte, hat etwas von ihm heruntergeladen. Hätte er es andernfalls gekauft? Nein, er kannte den Künstler schließlich nicht – hätte ihn auch nie kennengelernt. Vielleicht findet er ihn aber so gut, dass er die heruntergeladene Datei jetzt doch noch kauft. Oder zumindest das nächste Werk des Künstlers.
Ohne den Download hätte es nie auch nur einen Absatz an diese Person gegeben – und womöglich sogar ihren Freunden, denen jetzt begeistert davon erzählt wird.
Und wenn ihr jetzt glaubt, ein Kopierschutz würde derartige Downloads verhindern: Bei eBooks dauert es etwa fünf Sekunden den zu beseitigen und eine Kopierschutzfreie Version zu haben, die man dann auch ohne all die Nachteile nutzen kann.
- Schutzfunktion? Null!
- Gängelung der ehrlichen Käufer? Massiv!
Von daher werde ich meine Bücher auch weiterhin ohne Kopierschutz anbieten, wo es nur geht. Und wenn ihr es bei einem Händler mit Kopierschutz findet: Den hat der dann, gegen meinen Willen, selbst dazu gepackt.
Und wer das vorne gelesen hat und sich jetzt wundert, ob er jetzt auf eine kostenlose (und kopierschutzfreie) Version von Die letzten Tage verzichten muss: Nein. Ich habe bereits Ideen, wie ich das dennoch bewerkstelligen kann.
Mehr dazu: Mitte Juni. Seid gespannt!
“Kein Wort dazu, dass der einzige Gelackmeierte der ehrliche Käufer ist”- das ist die wohl kürzeste Zusammenfassung zum Thema DRM, die es gibt.
Herzliche Grüße
Matthias Czarnetzki
In der Kürze liegt die Würze, wie man so schön sagt. 😉
Manchmal lassen sich komplexe Zusammenhänge tatsächlich gut auf einen kleinen Nenner runterreduzieren. 🙂